Wie aus Daten Potenziale werden
Prozessanalyse der Kommissionierung bei der Alberts GruppeGute Auftragslage, volles Lager - aber zu wenig Fachkräfte für die Kommissionierung der Waren! Anfang 2023 sah sich die Alberts Gruppe am Hauptstandort Herscheid genau damit konfrontiert. Um aus vorhandenen Ressourcen, personell und prozessbedingt, das Maximale zu schöpfen, hat sich das Unternehmen entschlossen, neue Wege zu gehen.
Dieser Entschluss war der Start des gemeinsamen Projektes von Alberts, Richter Fördertechnik und dessen Partnerunternehmen MotionMiners aus Dortmund – Spezialisten für digitale Prozessanalysen, um Ergonomie und Effizienz im Logistikbereich zu optimieren.
Jörg Schöttler, Projektmanager bei Alberts und Mitglied des Motion-Mining-Projektteams, berichtet:
Um unser Problem zu minimieren, haben wir auf frische Impulse von außen gesetzt. Denn am grundsätzlichen Fachkräftemangel und der regionalen Verkehrssituation – der mehrjährigen Sperrung der Bundesstraße A45 bei Lüdenscheid – können wir wenig ändern.
Letztere Thematik trifft Alberts massiv, da nahezu der komplette Arbeitsmarkt Richtung Hagen, Dortmund weggebrochen ist. Selten bewerben sich Kandidaten von dort aufgrund der langen Anfahrtsdauer.
Eine Stellschraube blieb, an der man bei Alberts aktiv drehen konnte: Die eigenen Kommissionierprozesse. Denn als langjähriger Partner von Baumärkten und Fachhandel im Do-It-Yourself Bereich heißt es während der Hochsaison von Ende März bis Mitte Juni bei Alberts Vollgas. Solange die Gartensaison läuft, muss die Ware schnell in den Handel. Jede Palette, die verzögert das Lager verlässt, kostet Geld. Immerhin dreht das Unternehmen in diesen vier Monaten rund 60 % des Jahresumsatzes.
Messen - auswerten - optimieren
Die Zielvorgabe für MotionMiners war klar. Effizienzbewertung der Lagerprozesse und Laufwege, Bewertung der Ergonomie und Aufzeigen von Optimierungs-vorschlägen – mit Fokus auf den saisonalen Hochbetrieb.
Das erhoffte Resultat: Optimierte Prozesse ermöglichen es, auch mit vorhandenem Personal mehr Ware zu kommissionieren. Zeitgleich macht eine verbesserte ergonomische Arbeitsweise in der Kommissionierung das Unternehmen als Arbeitgeber für neues Fachpersonal attraktiver.
Bis zu 26 Mitarbeiter und relevante Orte im Lager bei Alberts wurden im Messzeitraum mit Sensoren und Kleinstfunksendern ausgestattet, um anonymisierte Daten zu Körperhaltung, wiederkehrenden Prozessen, Laufwegen, Dauer oder genutzten Hilfsmitteln zu sammeln.
MotionMiners setzt zur Analyse
KI-basierte Software ein, um manuelle Arbeitsprozesse zu visualisieren. Im Falle von Alberts kamen so während der Messung über 864 Datenstunden, 1.134 aufgezeichnete Touren in 152 verschiedenen Bereichen zusammen.
Motion-Mining®-Hardware wird nahtlos in Arbeitsprozesse integriert, um Aktivitäts- und Bewegungsdaten der Mitarbeiter:innen und Fahrzeuge zu erfassen. Diese werden im Anschluss von MotionMiners durch eine KI-gestützte MPI-Software visuell ausgewertet.
Durch die sehr umfangreiche und detaillierte Auswertung liegen uns nun erstmalig fundierte Kennzahlen vor, die uns ein genaueres Bild von bereits bekannten, wie auch neuen Problemen liefern. Diese neue Datenbasis ermöglicht es uns, einzelne Maßnahmen gezielter zu priorisieren, zu planen und umzusetzen.
„Beispielsweise zeigen die Daten, dass unsere Kommissionierer pro Schicht rund 15-20 km Laufstrecke zurücklegen. Oder das 20 % der Tätigkeiten in gebeugter Haltung bzw. über Schulter ausgeübt werden müssen, häufig verbunden mit dem Handhaben von schweren Lasten bis zu 15 kg. Eine hohe ergonomische Belastung für unsere Mitarbeiter und zu lange Wege“, ergänzt Jörg Schöttler.
Heatmaps (Bild links) geben Hinweise auf Ineffizienzen oder ergonomische Risiken in logistischen Arbeits-Prozessen. Dunklere Bereiche zeigen Regionen mit besonders hoher Frequentierung oder langen Wartezeiten an. Außerdem ist eine Ergonomie-Analyse auf Regionsbasis möglich.
Datenbasiertes Handeln
Dem Thema „zu hohe Laufwege“ nahm sich Alberts unmittelbar nach Projektende an und strukturierte das Lager teilweise um. Bestehende Regale wurden umgebaut und Artikel neu eingelagert. In nur sieben Wochen hatte sich die Investition von mehreren tausend Euro für diese Umbaumaßnahme durch die verbesserten Laufzeiten in der Kommissionierung amortisiert. Das verdeutlicht anschaulich das enorme Potenzial, das sich für Unternehmen aus KI-basierten Datenanalysen ergeben kann. Sowohl monetär, als auch im Hinblick auf verbesserte ergonomische Arbeitsbedingungen für den oftmals körperlich anspruchsvollen Beruf des Kommissionierers.
Sie finden das Thema spannend?
Kontaktieren Sie uns - wir beraten Sie gerne!
Ihre Ansprechpartnerin: Angelina Böhm, Projektmanagement & Automatisierung
E-Mail: Angelina Böhm
Die Datenanalyse hat überzeugt bei Alberts und Optimierungsmaßnahmen werden ein permanenter Prozess im Unternehmen bleiben – damit selbst in Hochphasen die gewohnte Flexibilität und die kurzen Lieferzeiten für Kunden und Handelspartner ein Selbstverständnis bleiben.
ALBERTS - das Unternehmen
Die Gust. Alberts GmbH & Co. KG agiert mit rund 500 Mitarbeitern international an fünf Standorten. In Deutschland, Europa und der Welt hat sich Alberts in den vergangenen 170 Jahren zum erfolgreichen und stetig expandierenden Systemanbieter für Handel, Handwerk und Industrie entwickelt. Das Sortiment umfasst über 7.000 Artikel aus dem Do-It-Yourself Bereich. Sie finden sich in fast jedem Baumarkt und im Fachhandel.